Medienecho
Interview mit Jaime Colán in: Das missio-Magazin (März 2007):
Licht und Schatten
Auf seinen Bildern tanzen die Farben. Licht durchflutet sie und erhellt mit seinem Widerschein auch, was im Dunkeln liegt. Denn gerade auf die Schattenseiten richtet Jaime Colán, 50, sein Augenmerk.
Die geschundene, leidende Kreatur ist ein wiederkehrendes Thema des peruanischen Malers und seine Art, auf die Missachtung der Menschenrechte in seiner heimat aufmerksam zu machen. Nie aber ist Leid für Colán ausweglos. “Ich will das Volk malen bei jeder seiner täglichen Verrichtungen und vor allem in seinem Kampf. Aber ich will auch Freude und Hoffnung widerspiegeln”, sagt er.
Von Jaime Colán stammt das Titelbild für das Buch “Mein Bild von Ostern”. Mit dem Künstler hat die Redaktion gesprochen.
Herr Colán, woraus beziehen Sie den Stoff für Ihre Arbeiten?
Mein Werk schöpft aus zwei Quellen: aus den Erfahrungen meines christlichen Engagements, die ich in den Slums von Lima mit den Ärmsten gemacht habe. Und aus der kollektiven Erinnerung des peruanischen Volkes, die sich aus der Zeit der Inkas bis heute erhalten hat. Sie findet ihren Ausdruck in mündlichen Traditionen, in kunst und Folklore.
Welche Motive sind Ihnen besonders wichtig?
Die musikalischen Traditionen mit mystischem Hintergrund, die Symbole der inkaischen Kulturen und die Tragödien Und Hoffnung der Menschen, die sich für eine bessere Welt einsetzen.
Welche Rolle spielt Licht in Ihren Arbeiten?
Es gibt zwei Haupt-Konzeptionen: Eine bezieht sich auf die Inka-Epoche, bei denen die Sonne die Hauptgottheit darstellt, die andere auf das biblische Licht der Welt. Es ist das Symbol der Göttlichkeit, der Spiritualität, die gegen Dunkelheit und Mühsal der Menschen kämpft und die Hoffnung zum Leuchten bringt. Farbe und Licht sind in jedem von uns. Ich male die Innenwelt so, wie die Herzen der Menschen sind, die das Leben mit Hoffnung und Freude erhellen.
Gehen Sie bewusst zu den Mythen Ihres Volkes zurück?
Ich kehre nicht zurück, ich arbeite mit den Mythen und bin ein Teil von ihnen. Denn mein Vater stammt aus den Anden, wo diese Mythen bis heute lebendig sind.
Würden Sie Ihre Arbeiten politisch nennen?
Ist Jesu Tod politisch? Es gibt Menschen, die haben kein Wasser, nicht genügend zu essen, keinen Strom. Wenn man für diese elementaren Dinge kämpft – mit künstlerischen oder anderen Mitteln – ist man dann politisch? Meine Kunst soll ein Medium der Reflexion für den Betrachter sein.